Eine Rolle Weiß

Ein sonniger Tag, am Anfang des Junis. Ich bin auf Urlaub in der alten Heimat, und habe eine gute Freundin aus der neuen Heimat mitgenommen. Ich zeige ihr das Dorf meiner Jugend, dort wo ich augewachsen bin, und meine Kindheit verbracht habe. Die Erinnerungen sprudeln, jetzt sitzen wir auf einem Ruderboot und paddeln der Abendsonne entgegen.

Immer dabei ist die alte EXA 1 Kamera meines Vaters, seine erste Kamera. Ein tolles kleines Ding, sie klackt so schön wenn man ein Photo macht. Und dann muss man mit dem rechten Daumen nach jedem Schuß den Film weiterschieben. Moderne Film-Photoaparate spulen, hier schiebt man. Stück für Stück verbindet die Kamera die Vergangenheit meiner Kindheit, mit der, die nur wenige Sekunden alt ist.

Ich mache ein Photo. Beim Weiterschieben klemmt der Hebel, die Rolle Film will ausgetauscht werden. Ich spule die mit der anachronistischen Filmspule per Hand den Film zurück, und öffne das Gehäuse um einen neuen Film einzulegen. Irgendetwas stimmt nicht. Ich starre mit weiten Augen auf den nackten Film in der EXA. Die Abendsonne sitzt tief.